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Der Buddhismus

Tötet nicht und verhindert, dass getötet wird. Hütet euch vor Ehebruch und Unzucht. Meidet die Lüge und üble Nachrede, harte Worte und eitles Geschwätz. Verachtet den Geiz und die Gier. Tut Gutes und haltet fest am rechten Glauben. Die Grundvorraussetzung zur Erleuchtung ist der Wille, sich selber zu erlösen, um dadurch anderen von Nutzen sein zu können.

 

- Buddha (560-480 v. Chr.)

 

Der folgende Text stammt von der Schriftenreihe "Kleine buddhistische Schriften" von dem Buddhistischen Haus Frohnau in Berlin.

 

Was ist Buddhismus?

Wenn wir die geläufigen Bücher über die Entstehung von Religionen studieren, werden wir feststellen, dass alle Autoren in einem Punkt übereinstimmen, nämlich, dass Religion aus Angst geboren wurde.

 

Die primitiven Urzeitbewohner fürchteten sich vor Blitz und Donner, Dunkelheit und Stürmen sowie verschiedenen Dingen, die sie nicht verstehen oder kontrollieren konnten. Jeweils der Situation entsprechend waren einerseits Demut und Unterwerfung oder Huldigung und Ehrfurcht die Mittel, der Gefahr, die sie in den unerklärlichen Phänomenen sahen, zu entgehen.

 

Als Wissen und Verständnis der Menschen sich weiterentwickelten, wurden Religioen, die aus der Ehrerbietung vor Dingen bestanden, die zu fürchten waren, wie Phänomene der Natur, Geister und Götter, als unvernünftig und lächerlich empfunden. Gleichzeitig wurde die menschliche Angst subtiler. Sie wurde zur Angst vor dem Leiden im menschlichen Leben, das in Geburt Altwerden, Schmerz und Tod liegt und sich nicht durch materielle Mittel beseitigen lässt. Ebenso begannen die Menschen Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit zu fürchten, die durch Begierde, Ärger und Dummheit entstehen und gegen die weder große Macht noch Reichtum helfen kann.

 

In Indien, einem Land, das viele Denker und Forscher im philosophisch-religiösen Bereich hervorbrachte, gaben intelligente Menschen vor langer Zeit die Verehrung von übernatürlichen Wesen auf. Sie suchten statt dessen nach Wegen, um dem Leiden, das in Geburt, Altwerden, Schmerz und Tod liegt, zu entkommen und Habgier, Hass und Verblendung zu beseitigen.

 

Bei dierser Suche entstand eine höhere Religion, die auf "Einsicht" aufbaut: Der Buddhismus, eine Methode zur Zerstörung der Verunreinigungen (*1) des menschlichen Geistes. Buddha entdeckte, wie man die menschliche Angst völlig besiegt; er fand eine Methode, das Leiden zu überwinden. Diese Methode nennen wir Buddhismus!

 

Buddhismus ist die Lehre der "Erleuchteten". Ein Buddha ist ein erleuchtetes Individuum, das die absolute Wahrheit kennt; ein Mensch, der die "Soheit" der Wirklichkeit versteht, und sich deshalb allen Dingen gegenüber angemessen verhält. Buddhismus ist eine Religion, die auf Intelligenz und Erkenntnis aufbaut und deren Ziel die Zerstörung des Leidens sowie des Ursprungs des Leidens ist. Jegliche Verehrung von heiligen Objekten, Darbietung von Gaben oder Beten ist nicht Buddhismus! Buddha betrachtete derartige Tätigkeiten als töricht und verkehrt. Er lehnte auch den Glauben an himmlische Wesen und die angeblichauf jeden Stern des Himmels lebenden Gottheiten ab, die zu seiner Zeit von verschiedenen Sekten als die Schöpfer aller Dinge angesehen wurden. Er sagte dazu:

"Unabhängig von der Bewegung der Gestirne sind Weisheit und Geschicklichkeit günstige Kriterien, die nützlich sind und zum Erfolg fürhen. Jemand mit diesen Qualitäten übertrifft die törichten Leute, die dasitzen und ihre astrologischen Kankulationen ausführen." 

 

Und: " Wenn die Gewässer der Flüsse (wie der Ganges in Indien) wirklich die Sünden und Leiden wegwaschen könnten, wören die Schildkröten, Krebse, Fische und Muscheln, die in den heiligen Flüssen leben, auch von ihren Sünden und Leiden befreit."

 

Und: "Könnte der Mensch wirklich das Leiden durch Opfergaben und Beten beseitigen, wäre niemand in der Welt übrig, der noch leiden müsste, denn jeder kann opfern und beten. Da die Menschen aber immer noch dazu neigen zu leiden, obwohl die Rituale ausüben und beten, ist das eindeutig nicht der Weg, der zur Befreiung führt."

Um Befreiung (von jeglichem Leiden) zu erreichen, müssen wir zuerst die Dinge genau untersuchen, um ihre wahre Matur zu erkennen und zu verstehen. Dann müssen wir uns so verhalten, wie es der wahren Natur der Dinge entspricht. Das ist die eigentliche buddhistische Lehre.

 

Buddhismus hat nichts mit dem ehrfurchterbietenden Fußfall vor irgendwelchen Statuen zu tun. Rituale und Gebräuche, wie das Verspritzen und Trinken von geweihtem Wasser oder Glaube an Geister und himmlische Wesen, haben im wirklichen Buddhismus keinen Platz. Im Gegenteil, Buddhismus hängt von Vernunft und Einsicht ab. Es wird verlangt, dass wir gemäß unserer eigenen Einsicht handeln und nicht anderer Leute Worte für bare Münze nehmen, denn ein Buddhist verlässt sich nicht auf Mutmaßungen oder Annahmen. Wenn uns jemand etwas erzählt, dürfen wir ihm nicht einfach blindlings glauben. Wir sollten uns seine Aussage anhören und untersuchen. Falls uns seine Aussage vernünftig erscheint, sollten wir sie genau überprüfen, um sie zu bestätigen. Das ist eines der Hauptmerkmale des Buddhismus, das ihn wesentlich von anderen Religionen unterscheidet.

 

Eine Religion ist eine vielseitige Sache. Von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet hat sie eine entsprechende Erscheinungsform, von einer anderen Warte gesehen eine andere. Viele Menschen betrachten Religion, so auch Buddhismus, vom falschen Standpunkt. Verschiedene Individuen mit unterschiedlichen geistigen Einstellungen haben notgedrungen unterschiedliche Vorstellungen von Buddhismus. Weil wir alle natürlich unserer eigenen Meinung vertrauen, stimmt die Wahrheit für uns mit unserem teilweisen Verständnis und unserem Standpunkt überein. Folglich ist die Wahrheit für jeden etwas anderes. Um eine Frage zu lösen, durchdringen verschiedene Individuen eine Problematik auf unterschiedlichem Grade. Alles, was über die eigene Intelligenz hinausgeht, nimmt der Mensch auf Grund seiner eigenen Auslegung von Wahrheit nicht als Wahrheit an. Und selbst wenn er nach außen hin mit anderer Personen Vorstellung von Wahrheit übereinstimmt, weiß er doch in Innern, dass das nicht die Wahrheit ist, wie er sie selbst sieht. Mit der Zunahme von Intelligenz, Wissen und Verständnis verändert und entwickelt sich die Vorstellung von Wahrheit, die ein Mensch hat, bis er schließlich die letztendliche Wahrheit erkennt. Jeder von uns hat eine andere Methode zu untersuchen und zu prüfen, bevor wir etwas glauben.

Wie bereits gesagt wurde, ist Buddhismus eine prektische Methode, um durch das Erkennen der wahren Natur der Dinge, die Befreiung von allem Leiden zu erlangen. Die religiösen Texte des Buddhismus wurden in der Tipitaka (*2) zusammengefasst. Doch entweder aus religiösem Eifer oder um der Leute Zuversicht zu stärken, wurden zu späteren Zeiten Teile hinzugefügt, die sich auf zeitgemäße Ideen stützen. Bedauerlicher Weise werden nun auch die Rituale und Gebräuche, die sich später entwickelten und sich mit der Religion vermischt haben, als eigentlicher Buddhismus angenommen. Rituale, wie die Darbietung von Tellern voller Süßigkeiten und Früchten als Opfer für die Selle des Buddha, sowie die Verteilung von Almosen in Form von Essen für die Mönche, passen nicht in den Rahmen der

Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.

                                                                   - Buddha (560-480 v.Chr.)

eigentlichen buddhistischen Prinzipien. Jedoch wird das von vielen Leuten als der wahre Buddhismus betrachtet und streng befolgt. Rituale und Gebräuche dieser Art sind so zahlreich geworden, dass sie den wirklichen Buddhismus und seinen ursprünglichen Zweck völlig verdecken. Nehmen wir zum Beispiel die Zeremonie des Mönchwerdens. Es entstand der Brauch, dem neu ordinierten Mönch Geschenke darzubieten. Gäste werden eingeladen, um der Zeremonie beizuwohnen und um Essen zu bringen, und das Resultat ist viel Lärm und Betrunkenheit. Die Zeremonie wird zu Hause als auch im Tempel durchgeführt. Der neue Mönch verlässt den Tempel einige Tage später und seine Aversion gegen den Tempel mag vielleicht noch größer sein, als sie vorher war (*3).

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass zur Zeit des Buddha alle diese Dinge nicht existierten, sondern sich erst später so entwickelt haben. Mönch zu erden zu Buddhas Zeiten bedeutete, dass jemand, der das Einverständnis seiner Eltern hatte, einfach auf sein Zuhause und seine Familie verzichtete. Er war in der lage, die häuslichen Angelegenheiten aufzukündigen und dem Buddha und der Gemeinde seiner Schüler zu folgen. Zu passender Gelegenheit wurde ordiniert und würde vielleicht seine Familie nie wiedersehen. Dass ein Mönch seine Familie aus irgendwelchem Anlass besuchte, war eher eine Ausnahme. Heute besteht eine Regel, die es den Mönchen zu gegebenem Nalass erlaubt, nach Hause zurückzukehren. Zu Buddhas Zeiten war das nicht üblich. Mönche wurden auch nicht in der Anwesenheit ihrer Eltern ordiniert, noch wurde eine große Feier veranstaltet um dann, wie es heutzutage üblich ist, den Tempel und das Mönchtum nach wenigen Tagen nicht viel klüger als zuvor, wieder zu verlassen.

 

Die Geschenke für den neu Ordinierten, das Ausführen der Rituale und das Feiern nennt man törichter Weise Buddhismus. Dieser "Neo-Buddhismus! ist so weit verbreitet, dass er fast universell ist. Das Dhamma (*4) , die wirkliche Lehre Buddhas, die einst im Vordergrund stand, ist so verdeckt durch Rituale, dass das eigentliche Ziel des Buddhismus verfälscht und entstellt wird. Der "Neo-Buddhismus" ist ein Tumor, der sich im Buddhismus entwickelt hat und weiter wächst. Dieser Tumor existiert in Hunderten von verschiedenen Formen und hat das gute Material, den eigentlichen Kern des Buddhismus, allmählich völlig verdeckt. Eine Folge dessen ist das Entstehen von vielen verschiedenen Sekten als Ableger der urspünglichen Religion. Es gibt sogar Sekten, die in Sinnlichkeit verwickelt sind. Wir müssen scharfsinnig unterscheiden, um festzustellen, was der echte und originale Buddhismus ist. Wenn wir töricht nach der äußeren Hülle greifen oder uns an den verschiedenen Ritualen festklammern, entzieht sich das wirkliche Ziel unserem Blick.

 

Die wirkliche Praktik des Buddhismus besteht aus der Veredelung des eigenen Verhaltens (dessen, was wir tun und sagen) sowie der Reinigung des Geistes, welches zu Einsicht und richtigem Verständnis führt. Wir dürfen nicht denken, Buddhismus wäre "so" oder "so" nur weil es dir Leute sagen. Seit dem Tage, als Buddha starb, ist der Tumor gleichmäßig gewachsen und hat sich ausgebreitet. Er darf nicht als derBuddhismus selbst verstanden werden. Ebenso ist es verkehrt, wenn Vertreter anderer Religionen diese schändlichen Auswüchse als Buddhismus klassifizieren. Diejenigen unter uns, die den Buddhismus unterstützen wollen, ob nun als Halt für die Menschheit oder für das eigene Wohlergehen, müssen zu der wahren Essenz des Buddhismus vordringen und nicht nach dem wertlosen Auswuchs greifen.

 

Selbst der wahre Buddhismus ist vielseitig! Das ist eine Tatsache, die zur falschen Vorstellung seiner wirklichen Bedeutung fürhren kann. Vom Standpunkt eines moralischen Philosophen gesehen ist Buddhismus eine Religion der Moral. Es wird von Gut und Böse, Ehrlichkeit, Harmonie und Offenheit (des Herzens) gesprochen, und dass gute Taten Guten bringen und böse Taten Böses. Die Tipitaka ist angefüllt mit moralischer Lehre. Viele Neulinge fühlen sich wegen der moralischen Aspekte zum Buddhismus hingezogen.

Ein tiefergehender Aspekt ist Buddhismus als Wahrheit, die tief unter der Oberfläche versteckt und für den gewöhnlichen Menschen nicht erkennbar ist. Diese Wahrheit zu erkennen, heißt,

  1. die "Leere" in den Dingen verstehen,

  2. die Vergänglichkeit, die Unzulänglichkeit und das Fehlen der Eigenständigkeit in allen Dingen zu sehen und

  3. die Natur des Leiden sowie des Weges zur Beseitigung des Leidens zu verstehen.

Das in Form von "Absoluter Wahrheit" wahrzunehmen, die sich niemals ändert und die jeder kennen sollte, ist Buddhismus als Wahrheit.

 

Buddhismus als Religion ist ein System, das Moral, Konzentration und Einsicht benutzt, um befreiende Erkenntnis zu erlangen; ein System, das zur völligen Freiheit von Leiden führt.

Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei. 

                                                                     - Buddha (560-480 v.Chr)

Buddhismus als Psychologie finden wir im dritten Teil der Tipitaka, wo die Natur des menschlichen Geistes in bemerkenswertem Detail beschrieben wird. Selbst heute noch ist buddhistische Psychologie Gegenstand von großem Interessen für jene, die die meschliche Psychestudieren. Sie ist weitaus detaillierter und tiefschürfender, als das allgemeine gängige Wissen der orthodoxen Psychologie.

 

Ein weiterer Aspekt ist Buddhismus als Philosophie. Philosophisches Gedankengut und Wissen ist ein Ergebnis des logischen Verstandes und kann nicht durch Experimente anschaulich dargestellt werden. Es unterscheidet sich von Wissenschaft, die aus klarem Erkennen mit unseren Sinnen oder physischem Experiment mit Beweiskraft oder dem inneren Auge der Intuition besteht. Tiefgründige Erkenntnis, wie das Wissen um die "Leere", ist nur Philosophie für jemanden, der noch nicht zur letztendlichen Wahrheit vorgedrungen ist, während es Wissenschaft für denjenigen ist, der die letztendliche Einsicht hatte, wie ein Arahant (Erleuchteter), der die "Leere" klar und intuitiv erkannt hat. Viele Aspekte des Buddhismus, darunter, besonders "Die vier edlen Weisheiten"(*5), sindWissenschaft, denn sie können durch klar experimentell bewiesen werden. Jemand, der daran interssiert ist zu studieren und Nachforschungen anzustellen, wird das aus der Wissenschaft bekannte Prinzip von Ursache und Wirkung wiederfinden. Buddhismus ist nichts Verborgenes oder Unbestimmtes und nicht nur Philosophie.

 

Einige sehen Buddhismus als Kultur. Jeder, der Hochachtung vor Kultur hat, wird viele Aspekte der buddhistischen Praktik finden, die mit allen Kulturen übereinstimmen. Buddhismus als Kultur wird vom soziologischen Standpunkt als anziehendes Verhalten betrachtet.

 

Buddhismus als Religion ist der Aspekt, an dem die wahren Buddhisten am meisten interessiert sein sollten, denn wir haben es hier mit der direkten praktischen Methode zum Erkennen der wahren Natur der Dinge zu tun. Die Erkenntnis, die sich entwickelt, ermöglicht es, das Festhalten an Dummheit und Vernarrtheit aufzugeben und völlig unabhängig von den Dingen zu sein. Das zu verwirklichen, bedeutet zum Kern des Buddhismus vorzudringen.

 

Buddhismus als Religion zu verstehen und zu praktizieren, ist weitaus nützlicher, als ihn lediglich als Moral oder als Wahrheit zu sehen, denn Wahrheit ist nichts Praktisches sondern nur tiefgründiges Wissen. Buddhismus als Philosophie ist etwas, das zum Gegenstand von Spekulationen und Argumenten wird und wertlos ist, wenn es darum geht, die geitigen Unreinheiten zu überwinden.

 

Als letztes wollen wir noch Buddhismus als Kunst betrachten, als Lebenskunst, in anderen Worten, als Geschick und Kompetenz im Menschsein, in dem wir ein beispielhaftes Leben führen, das andere beeindruckt und automatisch dazu führt, es nachahmen zu wollen. Als buddhistischer Lebenskünstler müssen wir die drei "Stützen"(*6) ausbilden:

  1. Entwicklung unserer Moral und somit die Veredelung unseres Verhaltens - Síla,

  2. den Geist trainieren, ruhig, beständig und konzentriert zu sein. damit er arbeitsfähig ist - Samádhi, und

  3. eine Fülle von Weisheiten und Einsicht in die wahre Natur der Dinge entwickels - Panna,

so dass sie nicht länger Ursache für unser Leiden sein können. Wenn es jemandem gelungen ist diese drei "Stützen" auszubilden, kann man von ihm sagen, dass er die Kunst des Lebens gemeistert hat. So weit zur wahren Essenz des Buddhismus vorzudringen, dass wir ihn zur Anleitung in unserem Leben machen, führt zu guter geistiger Stimmung (Freude) und zerstört Depressionen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass das völlige Überwinden aller geistigen Unreinheiten das Leben trocken und farblos werden lässt oder das die völlige Freiheit von Begehren sämtlichen Denken und Hendeln unmöglich macht. Im Gegenteil, der Mensch der die buddhistischen Prinzipien zur Lebensgrundlage macht, ist der wirkliche Sieger über alle Dinge in ihm selbst und um ihn herum. Egal ob es sich um Personen, Besitztümer oder was auch immer handelt, und egal ob sie auf dem Wege Augen, Ohren, Nase, Zunge, des Körpers oder des Geistes wahrgenommen werden und ins Bewusstsein dringen, sie kommen als Verlierer, außerstande uns zu verführen oder zu zerstören. Über den Dingen zu stehen ist echte Glückseligkeit.

 

Der menschliche Geist, der Geschmack am Dhamma findet, wird davon entzückt. Dhamma kann als eine unentbehrliche Art von Nahrung betrachtet werden. Ein Mensch, der von geistiger Verunreinigung kontrolliert wird, begehrt nach Nahrung für die Augen, Ohren, Nase, Zunge und den Tastsinn des Körpers und sucht danach, wie es seiner Natur entspricht. Aber es existiert noch ein anderer, tiefer liegender Teil in ihm, der nicht nach dierse Art von Nahrung sucht. Das ist das freie reine Element seines Geistes, das die Freude und das Entzücken der "spirituellen Nahrung" sucht, wie die Freude, die aus moralicher Reinheit entsteht. Es wird zur Quelle der Zufriedenheit des erleuchteten Menschen, dessen Geist, gefüllt mit abgeklärter Ruhe, durch keine Verunreinigung gestört werden kann, denn er hat die klare Einsicht in die wahre Natur der Dinge und deshalb keinerlei Ambitionen mehr. Der erleuchteteMensch ist sozusagen in der Lage sich ruhig hinzusetzen ohne dauernd hin und her rennen zu müssen, wie die Leute, von denen Buddha sagte: "Sie sind wie Rauch in der Nacht und Feuer am Tag.".

 

"Rauch in der Nacht" bezieht sich auf die Menschen, die wegen ihres aufgewühlten und unruhigen Geistes von Schlaflosigkeit gequält werden. Wer darunter leidet, liegt nachts wach und überlegt, wie er das oder jenes erledigen wird, plant, wie er zu Geld kommt und reich wird, um die vielen Dinge zu erstehen, die er begehrt. Sein Geist ist voller "Rauch". Alles was er tun kann, ist bis morgens liegen zu bleiben und dann aufzustehen, um dem "Rauch" gehorchend, alle seine Wünsche zu erfüllen. Die fieberhaften Aktivitäten des Sklaven seiner Wünsche ist das "Feuer am Tage". Das sind die Symptome eines Geistes, der keine Ruhe findet und dem es an spiritueller Nahrung fehlt. Hier drückt sich der krankhafte Hunger aus, der durch die geistige Unreinheit des Begehrens hervorgerufen wird. Die ganze Nacht unterdrückt das Opfer den Rauch um die Hitze, die am Morgen zum Feuer werden und den ganzen Tag heiß in ihm brennen. Wie kann jemand, der sein Leben lang wie "Rauch in der Nacht" und "Feuer am Tage" lebt, jemals ruhig und abgeklärt sein? Man stelle sich nur seine Verfassung vor. Sein ganzes Leben von der Geburt bis in den Sarg erträgt er Leid und Qual, nur weil ihm die Einsicht fehlt, die den Rauch und das Feuer löschen kann.

 

Um solche Beschwerden zu heilen, müssen wir die Weisheit anwenden, die uns Buddha hinterlassen hat. Dann verschwinden der Rauch und das Feuer allmählich im Verhältnis zum wachsenden Verständnis der wahren Natur der Dinge.

 

Wie wir festgestllt haben, hat der Buddhismus verschiedene Aspekte. Ebenso wie ein Berg, von verschiedenen Seiten gesehen, unterschiedlich aussieht, zeigt sich Buddhismus jeweils entsprechend wie man ihn betrachtet. Auch Buddhismus hat seinen Ursprung in der Angst, nicht der törichten Angst des ignoranten Menschen, der vor Götzenbildern oder unverständlichen Phänomenen niederkniet und Ehrerbietung zeigt, sondern einer höheren Art von Angst, der Angst vielleicht niemals von der Unterdrückung durch Geburt, Altern, Schmerz und Tod, sowie den anderen vielseitigen Formen des Leidens, die wir erleben, frei zu sein. Der wirkliche Buddhismus besteht nicht aus Büchern oder Leitfäden oder Wort-für-Wort-Aufsagen der Tipitaka oder Ritualen oder Zeremonien. Der wirkliche Buddhismus ist die Praktik, die die Unreinheiten des Geistes, die sich unserem Tun, Sagen und Denken ausdrücken, erst teilweise und später vollständig beseitigt. Man braucht keine Bücher oder Leitfäden. Mann soll sich nicht auf Rituale und Zeremonien verlassen oder Dinge, wie Geister oder himmlische Wesen. Vielmehr soll man sich direkt mit dem befassen, was man denkt, sagt und tut; das heißt, den eigenen Geist betrachten und seine Inhalte beobachten, um die geistigen Unreinheiten zu erkennen und mit klarer Einsicht zu kontrollieren. Man ist dann automatisch in der Lage, sich angemessen zu verhalten und bleibt frei von Leiden.

 

Wir müssen verstehen, dass das der echte Buddhismus ist, und dürfen nicht törichterweise den "Tumor", der den Buddhismus verdeckt, für die echte Sache halten.

*1 Als Verunreinigung des Geistes werden die zerstörerischen, immer wieder im Geist auftauchenden Faktoren Begehren, Hass und Verblendung betrachtet. 

 

*2 Tipitaka : wörtlich übersetzt, "drei Körbe". Es handelt sich dabei um die gesammelten buddhistischen Manuskripte, unterteilt in Sutten (Lehrreden), Vinaya (Disziplin oder Training) und Abhidhamma (Metaphysik).

 

*3 Bei diesem Gebräuchen handelt es sich um Vorgänge, die in Thailand, einem buddhistischen Land, heutzutage weit verbreitet sind.

 

*4 Dharma (Sanskrit) oder Dhamma (Pali): Phänomen; Erscheinung; Vorgang; die Art wie die Dinge von Natur aus sind; die ihnen innewohnenden Qualitäten, das Prinzip, dem der Verlauf der Wandlung der Dinge unterliegt. Ebenso das Prinzip des menschlichen Verhaltens, dem der Mensch folgen sollte in Übereinstimmung mit der wahren Natur der Dinge; Eigenschaften des Geistes, die der Mensch entwickeln sollte, um die dem Geist innewohnenden Qualitäten zu erkennen. Dhamma wird auch die Doktrin genannt, die diese Dinge lehrt. Somit bezieht sich das Dhamma Buddhas direkt auf seine Lehre, sowie auf die direkte Erfahrung von Nirvana, die Qualität, auf die die Lehre hinzielt.

 

*5 "Die vier edlen Wahrheiten"  ist die Essenz der ersten Lehrrede, die der Buddha nach seiner Erleuchtung gehalten hat.

 

*6 Die drei "Stützen" Moral (Sila), Konzentration (Samádhi) und Einsicht (Panna) sind die Grundlagen für die buddhistische Praxis, die auch als der "Weg" (zur Befreiung vom Leiden) bezeichnet wird.

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